Letzte Woche erzählte mir ein Freund, dass er großes Mitleid mit einem anderen Freund habe. Dieser habe große emotionale Probleme mit seiner Familie, sogar Anwälte und das Gericht seien bereits involviert und die Angelegenheit habe möglicherweise eine Gefängnisstrafe zur Folge. Mein Freund war wirklich erschüttert, als er mir diese Geschichte erzählte, woraufhin in mir die Frage aufkam, was dort wirklich passiert ist…
Weil er nicht wollte, dass sein Freund so viel Negativität erfahren muss, war mein Freund sehr aufgewühlt und emotional. Im Grunde widersetzte er sich dieser Situation und merkte nicht, dass dieser Widerstand in ihm emotionale Schmerzen und Leiden erzeugte. Natürlich wollte er seinem Freund helfen und so blieb er an seiner Seite. Er hörte seinem Freund zu und machte ihm Vorschläge, um die Situation zu verbessern. Doch merkte er, dass sich bei keinem von beiden ein Gefühl der Erleichterung einstellte, was auch immer er vorschlug.
Es wurde mir klar, dass er und sein Freund sich der Situation widersetzten. Sie gingen ausschließlich mit Ihrem Verstand an die Sache heran und ignorierten dabei die emotionale Seite.
Spirituell ausgerichtete Menschen werden hier sofort aufschreien und sagen „Wogegen du deinen Widerstand richtest, dem schaffst du Bestand.“ In der Tat, wir könnten so viele Beispiele nennen, wo dies zutrifft. Aber das ist einfacher gesagt als getan, denn in dem Moment wurde mir klar, dass diese wenigen Worte meinem Freund nicht weiterhelfen konnten.
Nachdem ich mir seine Geschichte angehört hatte, tat sich mir ein Bild auf. Das Bild unseres Lebens und der Welt als ein riesiger Spielplatz, auf dem wir spielen und lernen. Ähnlich wie in unserer Kindheit, als wir im Sandkasten spielten und mit den Erfahrungen lernten. So erschien es uns beispielsweise als eine lustige Idee, einem Spielkameraden eine Hand voll Sand an den Kopf zu werfen. Die Reaktion darauf – ein weinendes Kind und eine schreiende Mutter – zeigte uns jedoch schnell, dass die Idee doch nicht so spaßig war, wie erwartet.
Jetzt, da wir erwachsen sind, haben wir nicht mehr den Luxus, auf dem Spielplatz zu lernen. Wir müssen Probleme nun durch Strategien und den Verstand lösen, damit unser Verhalten nicht noch einmal ein weinendes Kind oder, in unserem Fall, einen gestressten Erwachsenen, zur Folge hat.
Wie funktioniert die Spielplatz-Analogie dann?
Wenn die Welt der Spielplatz ist und wir die Sandkastenfreunde sind, begegnen wir uns in glücklichen wie auch in traurigen Momenten. Wenn wir nur die glücklichen Momente genießen, uns aber weigern, von den traurigen zu lernen, dann wird das Leben unvermeidlich auf uns zurückkommen, um uns eine weitere Chance zu geben, von diesen traurigen Momenten zu lernen. Um es mit meinem Beispiel zu veranschaulichen: Wenn die schreiende Mutter keinen Eindruck auf das Kind macht, nachdem es zum ersten Mal Sand geworfen hat, und dieses Kind das gleiche nochmal tut, wird es schnell merken, dass die Mutter erneut und wahrscheinlich noch lauter schreiend, zurückkommt.
Und genau das wird sich immer weiter wiederholen, bis das sandwerfende Kind gegen seinen Willen vom Spielplatz genommen und nach Hause geschickt wird.
Anstelle der typischen Art und Weise, mit einer Situation umzugehen und dadurch zu vermeiden die Lektion zu lernen, könntest du auch mit einen Schritt aus der Situation heraustreten und so aus ihr lernen. Offensichtlich geht dies nicht ohne Weiteres, wenn man sich mitten in einer schwierigen Situation befindet. Um geerdet zu bleiben, ist hier die Hilfe und Anleitung eines engen Freundes, Familienmitglieds oder sogar eines Coaches hilfreich.
Eine Methode, die ich für mich selbst verwende, ist die Münzmethode:
Ich stelle mir die gegenwärtige Situation als Einprägung auf der einen Seite einer Münze vor, und die Überschrift des entsprechenden Kapitels, das es hier zu lernen gilt, auf der anderen Seite der Münze. Ich schaue mir die Münze und die herausfordernde Situation an, drehe dann langsam die Münze vor meinem inneren Auge und lese, was diese Situation an Wert für mich bereithält. Mich auf den Wert und die Nachricht der aktuellen Lage zu fokussieren und darauf, was ich aus der Situation lernen kann, reduziert meinen Stress immens.
Auf diese Weise kann ich anfangen, zu verstehen. Vor allem aber kann ich beginnen, diese Situation und das, was in ihr steckt bzw. was ich durch sie lernen soll, zu lieben. Mit diesem liebevollen Verständnis der Situation fühlst du, dass sich Körper, Geist und Seele ordnen. Du spürst, dass du nun dieses Kapitel abschließen kannst und für die nächste Lektion bereit bist.