Warum kann man in einer Krise nicht zusammenstehen und diese mit gemeinsamer Kraft meistern?

Jetzt gibt es schon wieder Streit. Die einen finden die Demo in Berlin super und als Zeichen im Kampf zur Freiheit, die anderen sehen darin die “dummen” “Covid Idioten”, die sich, obwohl die “2. Welle heranrollte”, und die gesamte Gesellschaft in Gefahr bringen. Die einen sprechen von 20.000 Leuten, die anderen von 1,x Millionen.

Haben wir vielleicht seit März 2020 verlernt rational zu denken und sind mehr emotional motiviert?

Emotionalität kann im Leben etwas Schönes sein. Aus meiner Sicht macht es das Leben erst zu dem, was das Leben aus macht….aber wenn man sich von seinen Emotionen treiben lässt, sie nicht mehr aushalten kann und sich so zu deren Opfer macht, oder andere beschuldigt zu lügen oder die Volksgesundheit zu gefährden, dann stehen Emotionen einem glücklichen und erfüllten Leben im Weg.

Ich finde, dass sieht man sehr deutlich in dieser Krise. Menschen werden an den Rand ihrer eigenen Belastbarkeit gebracht, durch den Verlust von Angehörigen, Tod, Krankheit, Jobverlust, Einkommensverluste, Verlust des Gefühls der Kontrolle, etc…und schaffen das nicht mehr emotional zu verarbeiten. Dann gibt es halt Kurzschlussreaktionen. Die einen “kämpfen” auf der Straße, die anderen mit ihrem Mund, in dem sie beschimpfen. Die Fronten verhärten sich. Das ist auch ok, und führt in einem geordneten Prozess zur allgemeinen Meinungsbildung, ich möchte daran nichts bewerten oder gar kritisieren. Dies führt halt in Verlust von Beziehungen.

D.h. das eine was man vermeiden will, bringt das andere, was man vielleicht noch weniger mag, zum Vorschein. Das Prinzip gilt für beide Seiten. Die einen wollen Freiheitsbeschränkungen vermeiden, tun aber viel dafür, dass es dazu kommen kann. Die anderen wollen den Virus vermeiden und sorgen mit ihren Maßnahmen, das Menschen ohne Maske und Abstand Demos machen. Mmmh…

Kann es sein, dass das, was ich vermeiden will, unweigerlich entsteht, durch meine Vermeidung?

Das rationale Gehirn sagt jetzt “Nein”. Jemand mit mehr Einsicht in menschliche Beziehungen wird “Ja” sagen, da wir nicht alleine die Welt bewohnen, sondern gemeinsam. D.h. wenn ich etwas vermeide, ändere ich mein Verhalten und sorgen dafür bei meinem Gegenüber auch für ein verändertes Verhalten. So gehe ich mit meiner Vermeidung einen Halbkreis und die Reaktion des anderes ist ein anderer Halbkreis und Voila, es ist erschaffen, was ich nicht wollte.

Wir haben in unserer Erziehung vielfach das Wort Toleranz gehört und es als etwas erstrebenswertes beigebracht bekommen. Aus meiner Sicht ein doofer Fehler. Toleranz zeigt nämlich nur die Überheblichkeit desjenigen der tolerant sein möchte an. Er/ Sie toleriert es (erlaubt es), dass die anderen anders sind.

Wäre es nicht viel schöner Akzeptanz zu haben? Für die anderen und für mich selbst.

Akzeptanz hat dabei nichts mit den “Gut finden” zu tun. Ich kann etwas akzeptieren, z.B. das es regnet, aber ich finde es nicht gut, weil ich eigentlich ein Picknick machen wollte. Bin ich jetzt im Widerstand zum Regen, habe ich einen schlechten Tag- irgendwie komme ich nicht mehr auf andere Ideen was ich mit meiner Zeit an einem Regentag machen kann.

Akzeptierte ich, dass es regnet, lässt mich mein Gehirn noch weiter Gedanken machen und ich gehe vielleicht Bowling 😉

Mein Aufruf bzw. Bitte an Alle:
Fühle in Dich, kannst Du die Welt so akzeptieren wie sie ist, ohne alles gut zu finden zu müssen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, fühlst Du wieviel einfacher es ist so zu leben und Deinen nächsten Schritt zu gehen?

Den oben beschrieben Kreislauf des Erschaffens von dem was man vermeiden will, lässt sich nur durchbrechen, wenn ich -das was ich bin und das was ist- akzeptiere. Nach der Akzeptanz kann ich mir überlegen was mein Beitrag sein kann. Aber erst danach. Das macht aus meiner Sicht den kleinen Unterschied zwischen Aufbau und Zerstörung aus.

Bildnachweis:

Foto von Mikhail Nilov von Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert